Rezension – Dr. Alexandra Bischoff: Wie ein Film vorm geistigen Auge

5/5 Sterne

Warum ich dieses Buch toll finde, obwohl ich kein „Star Wars“- oder „Star Trek“-Fan bin und mich weder Weltraumschlachten noch -technik fesseln:
1. Ich bin beeindruckt, was dieser sehr junge Autor (Jahrgang 2000!) da in den letzten Jahren geschaffen und mit diesem Buch in die Welt gebracht hat, vom Sprachniveau und inhaltlich (große Intrige!), von der Fantasie und von seinen physikalisch-technischen Fachkenntnissen her. Sogar die Zeichnungen und die Titelblattgestaltung stammen von ihm selbst.
2. Ich schätze seine Werte: Die Passage, in der die Zwölfjährigen ihre Wut und Frustration über die nicht verhinderte Klimakatastrophe (bei uns, hier und heute!), die ihnen ein Leben auf der Erde unmöglich macht, hat mich sehr berührt. Mädchen und Jungen, Frauen und Männer sind in TO MORROW absolut gleichberechtigt. Fabian Bischoff gelingt es, konsequent geschlechtsneutral zu formulieren, jenseits von großem I und Gendersternchen. So spricht er u.a. die „Lesenden“ statt die „Leserinnen und Leser“ direkt an.
3. Sowohl die lustigen als auch die spannenden Passagen des Buchs haben mich sehr gut unterhalten; gegen Ende wurde es für mich regelrecht zum „page turner“. Über die vorlaute Katze und die schnodderigen Computer kann ich mich immer wieder amüsieren. Und auch menschliche Entwicklungen in Form der sich verändernden Beziehungen der zentralen zwei Jungen- und Mädchenpaare waren spür- und nachvollziehbar.
4. Sehr wertvoll finde ich den ausführlichen Anhang mit Begriffs- und Ausspracheerklärungen; u.a. mit Worten aus einer eigens für dieses Buch erfundenen Sprache. Auch physikalisch lässt sich einiges dabei lernen, z.B. über Laser und Plasma.
5. Der Autor beherrscht sein Schreibhandwerk: Perspektivenwechsel, falsche Fährten und Cliffhanger machen das Buch interessant; am Ende werden wie bei einem Agatha-Christie-Krimi (sonst eher mein Lieblingsgenre) die wichtigsten Personen zusammengeführt und offene Fragen geklärt. TO MORROW läuft wie ein Film vorm geistigen Auge ab. Und die raffinierten Epiloge machen mir richtig Lust auf die angekündigten weiteren Bände dieser Space-Opera!